Statement zum Entwurf des Doppelhaushalts 2024/2025

Die lautten compagney ist eines von zwei international bedeutenden Berliner Spitzenensembles der historisch informierten Aufführungspraxis. Wir gestalten seit 39 Jahren Programme von der Renaissance bis zur Klassik, freie Musiktheaterproduktionen und Crossover-Projekte.

Im Entwurf des Doppelhaushalts 2024/2025 soll unsere Basisförderung um 50% gekürzt werden. Damit ist die Arbeit des Ensembles sowie die faire Bezahlung unserer Künstler*innen und Mitarbeiter*innen bedroht!

Vorgeschichte

Die lautten compagney wurde 1984 von Wolfgang Katschner und Hans-Werner Apel in Ostberlin gegründet und hat sich lange ausschließlich aus Konzerteinnahmen finanziert. Hinter den nationalen und internationalen Erfolgen stand jahrelange Selbstausbeutung und – wegen niedriger Bezahlung und fehlender Perspektiven – ein ständig wechselndes Team.

Seit 2020 erhalten wir eine Basisförderung. Dadurch konnte erstmals ein festes Team aufgebaut werden, das notwendige Arbeiten für über 100 Veranstaltungen im Jahr ausführt. Kurz vor ihrem 40jährigen Jubiläum 2024 befindet sich die lautten compagney in einem künstlerisch hervorragenden Zustand.

Benötigte Fördergelder

Diese Basisförderung seit 2020 war für die Stabilisierung der Hintergrundarbeit sehr hilfreich. Gleichzeitig wurde an Abgeordnetenhaus und Senatsverwaltung kommuniziert, dass die Fördersumme nicht ausreicht, um die Fixkosten zu decken. Doch statt der notwendigen Erhöhung soll nun um 50% gekürzt werden!

Hier geht es jetzt um unsere Existenz. Nur, wenn die Fixkosten gedeckt sind, können die Künstler*innen auf der Bühne und die Mitarbeiter*innen im Management fair bezahlt werden. Faire Bezahlung im Kulturbetrieb wird gerade intensiv diskutiert – eine Kürzung wäre dabei ein erheblicher Rückschritt.

Ein Ensemble der Zukunft

Unser wertvollstes Kapital sind die Künstler*innen. 45 Musiker*innen gehören zum Stammensemble. Sie sind zwischen 29 und 64 Jahre alt. Außerdem haben in den letzten zwei Jahren 10 Musiker*innen zum ersten Mal mit dem Ensemble gespielt: Sie waren dabei durchschnittlich 30 Jahre alt.

Wir fördern bewusst Nachwuchsmusiker*innen und bietet ihnen erste Erfahrungen in einem professionellen Ensemble. Der Austausch und die Kommunikation führen zu einem Klima der Kreativität und Frische. Unsere nationalen und internationalen Erfolge sind natürlich direkt auf unsere Künstler*innen zurückzuführen.

Management

Ein stabiles Team ist essentiell, um die alltäglichen Arbeitsprozesse des Ensembles (Proben, Konzerte, Langzeitprojekte…) professionell abzuwickeln. Das große Ensemble lautten compagney arbeitet dennoch mit einem sehr niedrigen Organisations- und Verwaltungsaufwand. Durch die effiziente, flexible Struktur machen die Fixkosten nur ca. 15% aus. Dadurch fließen 85% des Budgets direkt in die Kunst.

Es geht also nicht um Einsparungen, die Bürokratie abbauen oder Strukturen vereinfachen. Bei der drohenden Kürzung würde direkt an der Musik gespart, also an der so nötigen und immer wieder im politischen Diskurs herausgestellten fairen Bezahlung von Leistungen im Bereich der freien Kulturszene.

Wichtige Beiträge zur Berliner Kulturlandschaft

Aktuell werden wir von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen des Programms “Exzellente Orchesterlandschaft Deutschland” gefördert. Mit der Konzertreihe MUSICAL BELONGINGS im Humboldt Forum sucht die lautten compagney gemeinsam mit außereuropäischen Musiker*innen nach einer postkolonialen Musikpraxis.

Außerdem widmen wir uns in der Konzertreihe ABGESTAUBT! zusammen mit der Singakademie zu Berlin und dem rbb unerhörten Schätzen der Staatsbibliothek zu Berlin, u.a. gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur in der Projektförderung für Alte Musik.

Kulturarbeit in den Berliner Stadtteilen und kulturelle Bildung

Zur Zeit proben wir in der Neuköllner Oper die Uraufführung DER TEUFEL IM LIFT, ein Musiktheater von Johann Sebastian Bach, John von Düffel und der lautten compagney, das Hochkultur einem diversen, altersgemischten Publikum zugänglich macht. Im Theater im Delphi in Weißensee findet regelmäßig die :lounge statt. Barocke Beats und freie Improvisationen ermöglichen einen niederschwelligen Zugang zu klassischer Musik.

Wir arbeiten mit verschiedenen Musikschulen aktiv an der Nachwuchsförderung. Für 2024 sind zwei neue Projekte in Berlin und im Umland geplant.

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