Giustino

Oper von Georg Friedrich Händel

Gemeinsame Produktion der Händel-Festspiele Halle, der Associazione Grupporiani Milano, Comune di Milano – Cultura Teatro Convenzionato und lautten compagney BERLIN

Libretto: Unbekannt, nach Niccolo Beregan/Piandro Pariati, 1724
Uraufführung: 16.2.1737, Covent Garden Theatre, London
(Sängerbesetzung für Aufführung in Osterode am 31.05.2020)

In der Oper Giustino geht es um den Aufstieg eines Bauern zum Kaiser. Sie basiert auf einer Episode aus der byzantinischen Geschichte und schildert die Abenteuer von Giustino, einem Jungen vom Lande, der aufgrund seiner mutigen Taten die Krone und die Schwester des Kaisers, Leocasta, gewinnt. Die durch ausschweifende Bühneneffekte geprägte Oper – Auf der Bühne werden neben vielen anderen spektakulären Szenen u.a. ein Bär und ein Seemonster getötet – wurde 1736/37 für die Londoner Opernsaison am Covent Garden komponiert.

Das faszinierende Merkmal der Partitur ist ihre Leichtigkeit, die Tempi und ihr Charme. Wie in Händels Opern so häufig begegnet uns eine große Vielfalt an Arien, die sich durch Frische und treffende Charakterisierungskunst auszeichnen. Waldhörner, Trompeten und insbesondere Oboen, die wichtige Obbligato- und Solopassagen spielen, tragen zu einer farbenfrohen Orchestrierung bei. Diese Oper ist reich an reizvollen instrumentalen und vokalen Klängen und verzaubert durch ihre fantasievolle Erzählweise.

Alte Musik und altes Handwerk – Bühnen- und Puppenzauber in Einem – dies ist das Geheimnis der gemeinsamen Produktion durch die lautten compagney BERLIN und dem Puppentheater Carlo Colla e Figli von Händels Giustino – ein Juwel aus Händels Opernschaffen.

Seit über 200 Jahren lässt die Mailänder Kompagnie die Puppen tanzen. Es sind keine gewöhnlichen Marionetten, sondern märchenhafte Geschöpfe, deren Leben am seidenen Faden hängt. Die Marionetten brachten früher die Kultur aufs Land, die sonst nur den Städtern vorbehalten war. Sie spielten die großen Opern Verdis, die an der berühmten Scala gespielt wurden, mit ihren Mitteln nach. Carlo Colla e Figli kann man deshalb zu Recht als „Puppen Scala“ bezeichnen.

Die Idee Händels Giustino zusammen mit dem italienischen Marionettentheater auf die Bühne zu bringen, entstand nach dem überwältigen Erfolg der ersten gemeinsamen Produktion von Händels Rinaldo. Das Publikum, die Kritiker und die Presse lobten gleichermaßen die handwerkliche Kunst des Marionettenspiels. Die Kompagnie Carlo Colla spielt auf bis zu fünf Brücken in die Bühnentiefe, also genauso wie es die Kulissenstaffelung einer Barockbühne vorgibt. Mit den Mitteln ihrer Kunst ist es kein Problem, barocke Szenenbilder wie Seeschlachten, feuerspeiende Drachen und aufziehende Heerschaaren einem gebannt zusehenden Publikum glaubhaft vorzuspielen. Und auch die barocke Gestensprache können die Puppen emotional glaubhafter wiedergeben als lebendige Menschen. 300 Jahre zeitliche Differenz haben die Sehgewohnheiten des Publikums radikal verändert. Die Puppen können diese zeitliche Differenz scheinbar mühelos überspielen.

  • Carlo Colla e Figli Marionettentheater
  • Eugenio Monti Colla Inszenierung
  • Wolfgang Katschner Leitung
  • lautten compagney BERLIN
  • Lawrence Zazzo Giustino
  • Hanna Zumsande Arianna
  • Myrsini Margariti Anastasio, Fortuna
  • Julia Böhme Leocasta
  • Andreas Post Vitaliano
  • Florian Götz Amanzio, Polidarte
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